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od. Bereits dieses kurze Wort mit seinen drei Buchstaben löst in den meisten von uns Unbehagen aus. Dahinter steckt die Angst vor dem Unausweichlichen und Unbekannten. Trotz authentischer Nahtodberichte und neuster Erkenntnisse der Quantenphysik lässt uns der Tod schaudern. Was geschieht danach? Wie fühlt sich das Sterben an? Werde ich wiedergeboren ? Fragen, wie diese beschäftigen den Geist in stillen Stunden, ohne eine verlässliche Antwort zu erhalten. Doch es gibt gute, rationale und logische Gründe, keine Angst vor dem Tod zu haben. Der erste Schritt ist jedoch, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Dadurch verliert er automatisch sein furchteinflößendes Image.

Wieso ist es wichtig, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen?

Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, bringt dich dem Leben näher.

Schon Sigmund Freud hielt so treffend fest: „Wenn der Tod ausgeschlossen wird, verarmt das Leben, wird seicht und leer.“

Durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod verändern sich die Prioritäten im Leben. Elementare Dinge lernst du mehr zu schätzen. Sie sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Automatisch rückst du näher an deine Mitmenschen, suchst Aussprachen und nimmst ihre Liebe nicht als gegeben an. Indem du dir die Endlichkeit des irdischen Lebens verdeutlichst, bewertest du es neu.

An dieser Stelle darf ein berühmtes Zitat vom römischen Kaiser und Philosophen Marcus Aurelius nicht fehlen, der nur knapp 200 Jahre nach Christi Geburt sagte: „Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben.“

Durch die Auseinandersetzung mit dem Tod beschäftigst du dich automatisch mit dir selbst. Dir wird klarer, wer du bist und was du möchtest. Ja, die irdische Welt wird nach dir weiterhin existieren. Selbst wenn du wiedergeboren wirst, wird es dich in dieser Form kein zweites Mal geben. Aber ist das schlimm? Steckt dahinter nicht vielmehr eine Chance, aus dem jetzigen Leben das Beste herauszuholen? Wenn du das tust, verlierst du die Angst vor dem Tod. Warum? Du bist bereit, zu sterben, denn du lebst gut und aufrecht. Was soll dir passieren? Was hast du dann schon verpasst?

Den Tod begreifen erlaubt ein Loslassen

Alles hat irgendwann sein Ende, doch auf jedes Ende folgt ein Morgen.

In diesem Satz kann viel Hoffnung und viel Trauer stecken. Wichtig ist jedoch, sich auf das Jetzt zu konzentrieren und den Neuanfang als gegeben anzunehmen. Wann und wie er kommt, ist ungewiss. Er wird jedoch kommen.

Im Leben sterben wir viele kleine Tode – und damit ist nicht das physische Sterben gemeint. Wir verabschieden uns vom Kleinkinderalter und von der Schulzeit. Der Auszug bei den Eltern, der Abschluss der Uni, die Hochzeit, das Kinderkriegen, das Ausziehen der Kinder von zu Hause, das Rentenalter etc. All diese Lebensabschnitte markieren kleine Tode, die mit einem Neuanfang verbunden sind. Du hast schon einige davon selbst erlebt und damit losgelassen. Manchmal war es schmerzhaft, aber manchmal führte dich der Neuanfang auch in etwas Schönes – oder deine geliebten Angehörigen starteten in ein besseres Leben. Wenn du dir das verdeutlichst, fällt das Loslassen ein bisschen leichter. Und wer loslassen kann, der kann auch leichter sterben.

Die Auseinandersetzung mit anderen über den Tod

Setzt du dich selbst mit dem Tod auseinander, möchtest du sicherlich andere Menschen irgendwann daran teilhaben lassen. Warum? Weil sie dir wichtig sind und weil sie ein Teil deines Lebens sind. An erster Stelle stehen hier der Partner und die Kinder. Sind die Kinder noch sehr jung, mag es dir sonderbar erscheinen, mit ihnen über den Tod zu sprechen. Doch das muss es nicht. Kinder begreifen mehr, als viele glauben. Sie gehen vielleicht anders an das Thema heran, da ihr Gehirn noch nicht alles wie ein Erwachsener auffassen kann, aber sie können das Prinzip vom Tod verstehen. Indem du mit ihnen frühzeitig darüber sprichst, kommst du ihrer natürlichen Neugierde nach und schützt sie vor Ängsten.

Auch Gespräche mit deinem Partner über den Tod können sich positiv auf die Beziehung auswirken.

Die Endlichkeit des Diesseits macht deutlich, wie wichtig es ist, Konflikte zeitnah zu lösen und echte Nähe entstehen zu lassen. Darüber hinaus könnt ihr zusammen praktische Dinge erledigen, wie ein Testament zu schreiben oder bereits zu Lebzeiten Wertgegenstände an liebe Menschen zu verschenken.

Wie nähere ich mich dem Tod gedanklich an?

Um sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, darfst du ihm nicht aus dem Weg gehen. Hiermit ist nicht gemeint, dass du ihn tatsächlich in Form von Nahtoderlebnissen suchst, sondern ihn zuerst einmal gedanklich nicht aus deinem Leben ausklammerst. Eine Tante liegt im Sterben? Dann nimm dir Zeit und besuche sie! Sicherlich wirst du dich dabei mulmig fühlen, was völlig normal ist. Mit einem Besuch überwindest du ein Stückchen weit deine Angst vor dem Tod und kommst ihm ein bisschen näher. Vielleicht sprichst du mit der sterbenden Tante über ihr Leben oder ein mögliches Leben, dass sie in Zukunft führen würde, vielleicht aber auch über das Jenseits. Das Thema wird sich ergeben.

Selbstverständlich bleibt zu hoffen, dass es gerade niemanden in deinem Bekanntenkreis gibt, der im Sterben liegt. Das heißt aber nicht, sich zurückzulehnen und den Tod auszuklammern. Nutze ruhige Momente in deinem Alltag, indem du dich mit der eigenen Endlichkeit in diesem Leben beschäftigst. Was würdest du gerne tun? Mit wem würdest du noch einmal gerne sprechen? Setze dich mit der Vergänglichkeit auseinander und schule dein Auge dafür. Du entdeckst sie in kleinen Dingen überall: eine verwelkte Blume, das Ende einer Party etc. Was lässt sich schon festhalten? Wie vorab erwähnt, besteht das Leben aus Loslassen und aus neuen Chancen.

Hilfreich kann sein, unterschiedlichste Lektüren zum Thema Sterben, Lebensende und Unsterblichkeit zu lesen.

Sie offenbaren dir neue Sichtweisen auf das Thema. Nutze bewusst unterschiedliche Ansätze aus religiöser, metaphysischer und wissenschaftlicher Perspektive. Das erweitert den Horizont.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Auseinandersetzung mit dem Lebensende?

Du kannst dich nicht früh genug, mit dem Thema auseinandersetzen. Oft kommt automatisch ein Zeitpunkt, der dir beispielsweise durch den Tod eines nahen Angehörigen aufgezwungen wird. Besser ist es jedoch, grundsätzlich auf das Sterben vorbereitet zu sein. Es hilft dir bei der Trauer. Viele Trauernde fragen sich nämlich, ob sie „richtig“ trauern. Andere gehen dem Thema komplett aus dem Weg, sodass es sie zu einem späteren Zeitpunkt mit ganzer Härte trifft. Und: Wer die Endlichkeit in diesem Leben begreift, ist weniger über den Tod erschrocken.

Was lerne ich aus der Auseinandersetzung konkret?

Der Artikel hat dir bereits in vielfältiger Hinsicht gezeigt, wie wichtig und bereichernd die Auseinandersetzung mit dem Tod ist. Du kannst nicht wissen, wann du dich von deiner körperlichen Hülle verabschieden musst. Vielleicht hast du dafür nicht viel Zeit, vielleicht schon.

Ein Blick auf Statistiken in Deutschland zeigt, dass ein Großteil der Bürger durch eine tödliche Erkrankung stirbt. Zumeist sind es Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Der Sterbeprozess zieht sich dann über einige Tage oder gar Wochen hinweg. Manchmal hat der Mensch dann das Glück, sich bewusst verabschieden zu können. Er spürt, dass sein Körper in 'Abbruchstimmung' und die Seele in Aufbruchstimmung ist.

Leider ist dieser Prozess nicht jedem vergönnt. Gerade bei terminalen Krankheiten kommen starke Medikamente zum Einsatz, die das Bewusstsein trüben. Eine klare Verabschiedung vom Leben und den Lieben ist dann unmöglich. Umso wichtiger ist es, den Tod nicht aus deinem Dasein zu verdrängen. Nimm ihn an und fürchte dich nicht vor ihm. Nutze ihn stattdessen als Motivator, Gutes und Bleibendes für Mensch und Tier zu hinterlassen.

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Photo by Mathew Schwartz on Unsplash

Publiziert am
Nov 29, 2021
 in Kategorie:
Der Tod

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