K

aum ein anderes Thema hat seit Jahrtausenden einen so festen Platz in der Philosophie wie der Tod. Vermutlich sind es die Ungewissheit und auch die Angst, die mit dem Sterben einhergehen, die die großen Denker der Welt immer wieder aufs Neue dazu antreiben, sich hierüber Gedanken zu machen. Wie ihre Gedankenkonstrukte im Detail aussehen, ist sehr unterschiedlich. Eines bleibt bei allen jedoch gleich: Keiner weiß wirklich, was der Tod in seiner Ganzheitlichkeit bedeutet und wie die Unsterblichkeit der Seele gestaltet ist. Letztlich sind alles nur Theorien. Und dies ist gut so.

Was ist der Tod?

Eine der zentralen Fragen, die Philosophen zum Thema Tod immer wieder gestellt haben, ist: Was ist der Tod genau? Ist mit ihm das Aufhören aller biologischen Funktionen gemeint? ? Ist es das Ende des Bewusstseins? Oder ist es etwas ganz anderes?

Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, und verschiedene Philosophen haben unterschiedliche Antworten gegeben. Epikur (geboren 341 v. Chr. in Griechenland) argumentierte, dass der Tod für uns nichts bedeutet, da er lediglich das Ende unserer Existenz markiert. Andere, wie Platon (geboren 428 oder 427 v. Chr. in Griechenland) sagten über das Lebensende, es sei ein Übergang in einen anderen Zustand des Seins. Thomas von Aquin (geboren 1225 in Italien) sah in dem Sterben eine Strafe für die Sünde. Diese Aussage ist für einen katholischen Theologen aus jener Epoche nicht überraschend. Sie erinnert an die Vorstellung von Himmel und Hölle, die die Toten erwartet und in vielen Religionen anzutreffen ist.

Was bedeutet der Tod?

Gerade für Hinterbliebene und Personen, die kurz vor ihrem Ableben stehen, sind folgende Fragen von Wichtigkeit: Was bedeutet es, zu sterben? Was heißt es, jemanden zu verlieren, den wir lieben? Was bedeutet es, sich unserer eigenen Sterblichkeit zu stellen?

Einige Philosophen gehen an diesen Themenkomplex, der auch die unsterbliche Seele und die Vorstellung eines ewigen Lebens tangiert, sehr pragmatisch heran. Sie sind der Meinung, dass der Tod ein natürlicher Teil des Lebens sei und dass wir ihn als solchen akzeptieren sollten. Andere hingegen verstehen den Tod als Quelle von Sinn und Wachstum. Er zwingt den Menschen dazu, sich seiner eigenen Sterblichkeit zu stellen und das Leben in vollen Zügen zu genießen bzw. zu nutzen. Ein anderer Ansatz ist, den Tod als ein Mysterium zu begreifen, der selbst nicht zu begreifen sei.

Wieso haben wir Angst vor dem Tod?

Die Angst vor dem eigenen Ableben und dem Ableben geliebter Personen treibt den Menschen um. Einige Philosophen nahmen sich deswegen auch dieser Fragestellung an: Warum haben wir solche Angst vor dem Tod und was können wir tun, um diese Angst zu überwinden? Sie kamen zu dem Schluss, dass es viele verschiedene Gründe gibt, warum der Mensch sich vor dem Ableben fürchten könnte. Vielleicht steckt dahinter der etwaige Schmerz des Sterbens oder der Verlust eines Menschen. Gerade religiöse Personen sorgen sich um das Urteil einer höheren Macht. Was auch immer der Grund sein mag, immer steckt dahinter ein Kernelement: das Unbekannte.

Zitate berühmter Philosophen zum Tod:

Sokrates: „Der Tod ist für uns nichts. Denn was ist das Furchtbare am Tod, wenn der Tod nichts anderes ist als das Aufhören der Existenz? Wenn der Tod aber eine Veränderung ist, und zwar eine Veränderung von diesem Zustand in einen anderen, was heißt das? Muss ich davor Angst haben? Das Einzige, wovor man Angst haben muss, ist, in etwas Niedriges und Schlechtes verwandelt zu werden.“
Platon: „Der Tod ist nicht das Ende. Er ist nur der Anfang eines neuen Lebens.“
Aristoteles: „Der Tod ist nicht das Schlimmste, was uns passieren kann. Das Schlimmste ist, ein Leben ohne Sinn und Zweck zu führen.“
Epikur: „Der Tod ist für uns nichts. Wenn wir es sind, ist der Tod nicht; und wenn der Tod ist, sind wir es nicht.“
Marcus Aurelius: „Der Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens. Wir alle müssen uns damit auseinandersetzen. Das Wichtigste ist, unser Leben in vollen Zügen zu genießen und das Beste aus jedem Moment zu machen.“
Søren Kierkegaard: „Mensch zu sein bedeutet, sterblich zu sein.“
Simone de Beauvoir: „Der Tod ist kein Übel, sondern eine natürliche Tatsache.“
Martha Nussbaum: „Der Tod ist ein Verlust, aber er ist auch ein Geschenk. Er ist ein Verlust, weil er uns die Menschen nimmt, die wir lieben. Aber er ist auch ein Geschenk, weil er uns zwingt, unser Leben in vollen Zügen zu genießen.“

Lebensende und Unsterblichkeit: Was sagt die Philosophie zur Unsterblichkeit?

Die Philosophie zum Tod ist eng mit den Themen wie Unsterblichkeit, ewiges Leben und dem Altern verbunden. Zahlreiche unterschiedliche Ansätze gibt es dazu, denn aus den verschiedenen Gedankenkonstrukten zum Tod lassen sich verschiedene Gedankengebilde zur Unsterblichkeit ableiten. So vertreten Philosophen des Dualismus wie René Descartes die Ansicht, dass Körper und Geist getrennte Entitäten sind. In diesem Fall könnte der Geist nach dem Ableben des Körpers weiterbestehen, was auf eine gewisse Form der Unsterblichkeit hinweist. Materialistische Philosophen wie Thomas Hobbes oder Ludwig Feuerbach hingegen argumentieren, dass alles, einschließlich des Bewusstseins, auf materielle Substanzen reduzierbar ist. Aus dieser Perspektive gibt es keine unsterbliche Seele oder ein fortbestehendes Bewusstsein nach dem Tod. Einige Existenzialisten, wie Jean-Paul Sartre, sind der Auffassung, dass das Lebensende die endgültige Grenze des menschlichen Daseins ist. Sie betonen die Bedeutung der individuellen Freiheit und Verantwortung im Angesicht der Endlichkeit des Lebens.

Ein kontroverses Thema: Ist ein ewiges Leben wünschenswert?

Der medizinische und technologische Fortschritt rückt das Thema „ewiges Leben“ in den Fokus von Philosophen. Es hat sich die Denkströmung des sogenannten „Transhumanismus“ herausgebildet, die den Einsatz von Technologie und Wissenschaft befürwortet, um die Grenzen des menschlichen Lebens zu erweitern. Einige Transhumanisten setzen sich für die Idee der Unsterblichkeit oder der erheblichen Lebensverlängerung durch Technologie ein. Hierzu gehören beispielsweise der Futurist und Philosoph Max More oder Nick Bostrom. Ray Kurzweil hat die Idee der „technologischen Singularität“ vereinfacht. Er geht davon aus, dass der Fortschritt der Technologie zu einer dramatischen Veränderung der menschlichen Erfahrung führen wird. Bereits in den 1980er-Jahren wies Donna Haraway in ihrem Werk "A Cyborg Manifesto" darauf hin, dass die traditionellen Kategorien von Mensch und Maschine, Natur und Kultur zunehmend verwischen. Der Mensch befände sich in einer Welt, in der hybride Identitäten entstehen.

Während einige Philosophen den Transhumanismus fördern, warnen andere vor den Gefahren eines ewigen Lebens. So würde dieses die Sinnhaftigkeit und den Wert des Lebens nehmen. Das Streben nach ewigem Leben könnte dazu führen, dass das individuelle Leben an Wert verliert. Auch in puncto Ethik und Gerechtigkeit wird Kritik laut. So könnte eine potenzielle Verfügbarkeit von Unsterblichkeit ungleiche Zugangsmöglichkeiten bewirken. Dies könnte soziale Ungerechtigkeit verstärken, sofern nur privilegierte Menschen die Möglichkeit haben, ewig zu leben, während andere davon ausgeschlossen sind.

Darüber hinaus sehen einige Philosophen die Gefahr, dass ein Leben für die Ewigkeit zwangsweise irgendwann mit Langeweile und einem Verlust der Lebensfreude einhergeht.

Die endlose Wiederholung von Erfahrungen und die Abwesenheit von Veränderung könnte eine Entwertung der Lebenserfahrung als Konsequenz haben. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Tatsache, wie immens die Unsterblichkeit eines Menschen den Naturgesetzen und biologischen Realitäten widerspricht. So ist das Ableben ein integraler Teil des Lebenszyklus und der Versuch, ihn zu überwinden, verstößt gegen die natürliche Ordnung.

Was denkst du?

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

Publiziert am
May 30, 2023
 in Kategorie:
Der Tod

Mehr zur Kategorie: 

Der Tod

ALLE ANSEHEN

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge:

Vielen Dank! Wir haben Deine Anmeldung erhalten.
Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist ein Fehler aufgetreten.