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ast du bereits über diese Frage nachgedacht? Die Antwort darauf kann auf den ersten Blick unterschiedlicher ausfallen, als du meinst. Genauer hingeschaut erkennst du jedoch, dass unabhängig vom Kulturraum und vom Glauben, es letztlich nur eine Definition für die Seele gibt.

Definition der Seele nach dem Wörterbuch Oxford Languages

Gibst du bei Google direkt die Frage ein „Was ist eine Seele“, spuckt dir die Suchmaschine als erstes zwei Definitionen für das Wort aus. Sie stammen vom allgemein anerkannten Wörterbuch Oxford Languages:

  1. „Gesamtheit dessen, was das Fühlen, Empfinden, Denken eines Menschen ausmacht; Psyche.“ Diese Definition soll der „menschlichen Seele" entsprechen.
  2. „Substanz-, körperloser Teil des Menschen, der nach religiösem Glauben unsterblich ist, nach dem Tode weiterlebt.“ Diese Definition bezieht sich auf die „unsterbliche Seele".

Hierzu ließe sich noch eine dritte Definition hinzufügen, die aus der Quantenphysik stammt. Diese Wissenschaftler erachten die Seele als „das unsterbliche Bewusstsein, das genauso wie Raum, Zeit, Materie und Energie ein Grundelement der Welt ist.“

Die Vorstellung von Seele in unterschiedlichen Kulturräumen

Wie Seele definiert wird, hängt stark davon ab, wen du fragst. Die obigen Definitionen zeigen dir, dass ein Quantenphysiker darauf anders antwortet als ein Theologe oder Psychologe.

Allen Definitionen ist allerdings gemein, dass es da etwas gibt, was über das rein Körperliche hinausgeht.

Es ist jedoch für die Lebenszeit des Körpers mit diesem verbunden. Damit lässt sich die Seele als eine Art Lebensprinzip verstehen, die unser Denken beflügelt und eng mit der Intuition verknüpft ist. Mit dem Tod verlässt die Seele den Körper. Was der Tod ist und wann er eintritt, ist manchmal nicht klar zu bestimmen bzw. hängt vom Kulturraum ab. Darüber hinaus ist strittig, was mit der Seele passiert, wenn sie unseren Körper verlässt.

Eines bleibt aber bei all den Unterschieden bestehen: Selbst in den uralten Naturreligionen gab es bereits die Vorstellung von einer Seele. Auch das Zeitalter der Naturwissenschaften hat sie überlebt, obgleich einige Wissenschaftler wie die Transhumanisten sie bewusst mit Füßen treten.

Seele ist überall

Die Hirnforschung hat dank neuster technologischer Errungenschaften herausgefunden, wo wir Menschen im Gehirn was empfinden. Es lässt sich ihm Kernspintomograf erkennen, wo unser Sprach- und Denkzentrum liegt. Ja, sogar Schäden im Gehirn lassen sich ausmachen. Für die moderne Medizin ist dies sehr hilfreich, um beispielsweise eine Parkinsonerkrankung festzustellen. Doch die Seele können die Naturwissenschaftler im Gehirn nicht lokalisieren. Der Grund dafür ist einfach: Die Seele ist überall. Sie stellt etwas dar, was mit dem bisherigen Wissen nicht greifbar ist. Das macht auch ihre genaue Definition so schwierig.

In vielen Religionen unserer Welt stellt die Seele eine Verbindung zwischen dem menschlichen Körper und der transzendenten Sphäre dar. Demnach wäre sie vor der menschlichen Existenz da und bleibt auch nach dem Tod des Körpers bestehen.

Nicht selten besteht auch der Glaube, die Seele würde nach dem körperlichen Tod noch unter den Lebenden wandeln. Sogar tote Dinge wie Häuser könnten von ihr „besessen“ sein. Bei den Mafa in Nordkamerun gibt es sogar Mittler bzw. Orakelsprecher, die zwischen dem Diesseits und dem Jenseits vermitteln, sobald ein Mensch krank ist oder die Ernte misslingt. Er findet heraus, welche Verstorbenen zufriedenzustellen sind.

Die facettenreiche Seele

In unserem Kulturraum sprechen wir von der einen Seele, aber sind uns bewusst, dass der Mensch an sich sehr viele Charaktereigenschaften in sich vereint. Sie sind nicht harmonisch aufeinander abgestimmt, sondern können sich durchaus widersprechen. So kann ein Mensch sehr viel Empathie gegenüber Kindern empfinden. Aufopferungsvoll kümmert er sich um sie und spendet für Kinderhilfsorganisationen viel Geld. Das gleiche Mitgefühl fehlt ihm allerdings gegenüber Senioren, die ihn eher stören und nerven. Ihnen geht er aus dem Weg.

Solche Widersprüche im Charakter sind normal und legen den Gedanken nahe, dass unsere Seele sehr vielschichtig ist.

Diese Vielschichtigkeit ist in einigen Religionen sehr plastisch dargestellt. In diesen hat die Seele verschiedene Qualitäten, die mit dem Mensch an sich und auch mit Pflanzen, Bäumen oder Tieren verbunden sein können. Sobald ein Bereich davon wegfällt bzw. stirbt, fällt auch eine Facette der Seele des betreffenden Menschen weg. Sobald zu wenig Facetten vorhanden sind, würde nach solch einem Glauben der Mensch an sich sterben. Vorstellungen wie diese finden sich rund um den Globus.

Wo sitzt die Seele?

Der überwiegende Teil der Kulturen verortet die Seele im kompletten Körper. Sogar die Neurowissenschaftler stimmen dem zu, wie Prof. Dr. Dr. Georg Northoff summiert: „Das Gehirn ist eng mit dem Körper verknüpft. So kann etwa die Konzentration auf den Atemrhythmus in der Meditation nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch die Fluktuation der Hirnwellen bestimmen. Das Gleiche passiert etwa mit einem Gegenüber. Auch hier versucht unser Gehirn, sich mit dem Körper des anderen zu synchronisieren. Was wir als seelische Zustände beschreiben würden – etwa die Verbindung zu anderen Menschen, Gefühle und auch meditative oder ehrfürchtige Zustände – entsteht also aus der Verbindung zwischen Körper, Umwelt und Gehirn. Unser Seelenleben ist demnach in der Tat mehr als nur Gehirnaktivität: Es entsteht aus einem komplexen Zusammenspiel zwischen Gehirn, Körper und Umwelt.“

Im Hinduismus verlässt sie den Körper über das linke Knie, was an der hinduistischen Zahlenmystik liegt. Sie sitzt aber nicht nur im Knie, während der Mensch lebt. In anderen Kulturen verlässt die Seele den Körper durch den Atem. Deswegen nimmt der letzte Atemzug so eine hohe Bedeutung ein. Wenn der Mensch zum letzten Mal Luft inhaliert und wieder ausstößt, würde die Seele aus dem gesamten Körper austreten. In anderen Kulturen wie den Tupí-Guaraní-Indianern in Südamerika wiederum ist der Sitz der Seele die Sprache an sich. Wie wichtig Sprache für die Zivilisation ist, ist uns aus dem jüdisch-christlichen Schöpfungsmythos bestens bekannt: Am Anfang war das Wort. Die Sprache überwand das Chaos, in dem das Erschaffene sich zuerst befand.

Seele ist wichtig

All diese Erläuterungen zur Seele zeigen, wie wichtig sie für den Menschen ist. Sie ist mehr als nur der pure Körper, der uns umgibt. Die Seele bezeichnet unser Selbst. Ohne sie wären wir nur eine seelenlose Hülle. Dieser gruselige Gedanke ist in Märchen, Legenden und Horrorgeschichten aufgenommen worden. Ein Beispiel dafür ist der rumänische Volksglaube an Vampire – die Untoten. 

Da die Seele so wichtig ist, sollten wir sie gut behandeln. Eine „Seelenpflege“ schützt uns vor physischen und psychischen Erkrankungen. Das weiß auch die Medizin. Ganz gleich, was du von der Seele hältst: Du hast eine (oder sollte man nicht richtiger sagen "du bist eine Seele"?) und deswegen solltest du sie pflegen. Dies gelingt durch ein achtsames Leben, zu dem ein gesundes Gefühlsleben ebenso gehört wie eine gesunde Ernährung und Sport. Tu dir etwas Gutes, tu deiner Seele etwas Gutes – für eine ganzheitliche Gesundheit und ein glückliches Dasein im Hier und Jetzt.

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Photo by Marek Piwnicki on Unsplash

Publiziert am
Dec 24, 2021
 in Kategorie:
Ewiges Leben

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